20 Kaiserstatuen
Rathaus, Hamburg
Hintergrundinformationen
Ausgewähltes Objekt zum Tag des Offenen Denkmals 1995 und 1996
Bronzeguss 1893 - 1897
Diverse Künstler
Restaurierung und Konservierung
Sponsoring und Restaurierung:
20 Kaiserstatuen vom Hamburger Rathaus
Auszug aus der Sonderausgabe "Denkmalpflege Hamburg extra"
In letzter Zeit wird die Arbeit der Denkmalpflege in Hamburg vermehrt durch Zuwendungen von Banken, Versicherungen, Kaufleuten, Industriebetrieben und Privatpersonen entscheidend unterstützt.
Genannt seien hier Beispiele aus nahezu allen Fachbereichen der Restaurierung:
- Kupfergetriebener Erzengel der Hauptkirche St. Michaelis
- Wandmalereien im Museum für Kunst und Gewerbe
- Treppenhaus, Altbau der Kunsthalle
Deckengemälde in der Musikhochschule
Kunst und Kultur durch Spenden zu fördern hat in der Freien und Hansestadt Hamburg eine lange Tradition.
Die Idee zur Restaurierung der 20 bronzenen Rathauskaiser hatten der Historiker Ernst Schmacke und der Fotograf Gerhard Krause. Die Redaktion des Hamburger Abendblattes griff diese Idee auf. Im Sommer 1994 gelang es, in einer publikumswirksamen Aktion innerhalb von einer Woche Sponsoren für die Restaurierung der Kaiser zu gewinnen.
Eine Kaiserfigur wurde vor dieser Aktion als exemplarische Restaurierung aus öffentlichen Mitteln zur Feststellung von Art und Umfang der erforderlichen Maßnahmen finanziert.
Nun zu den Hauptpersonen:
Die 20 Bronze-Kaiser
Das Hamburger Rathaus ist ein Gesamtkunstwerk des Historismus. Die 20 Bronze-Kaiser wurden nach Entwürfen von verschiedenen Bildhauern aus dem gesamten Deutschen Reich in die Sandsteinfassade des Rathauses eingefügt.
Die Reihe der Kaiserdarstellungen, chronologisch beginnend mit Lothar von Sachsen und endend mit Franz II., wird beiderseits des großen Turmsaal-Fensters von den für Hamburg bedeutendsten Kaisern, Karl der Große und Friedrich Barbarossa, unterbrochen. Dementsprechend sind die beiden im Maßstab etwas größer und schwerer als die übrigen ca. 2,40 m großen und ca. 700 kg schweren Statuen. Der Bronzeguss erfolgte in der Kunstgießerei Lauchhammer in den Jahren 1893 bis 1897.
Die Untersuchung der Figur Maximilian II. machten die notwendigen Maßnahmen deutlich. Eine aggressive schwarze Schmutzkruste, in der sich unter anderem basisches Kupfersulfat, basisches Kupferchlorid, wasserhaltiges Kupfersulfat, Gips, Ruß, Staub und Flugasche befinden, überzieht die Figuren und hat an einigen Stellen schon die Bronze angegriffen („Lochfraß").
Ziel der Restaurierung ist die Freilegung der grünen Patina bei gleichzeitiger Verdichtung der Oberfläche. Nur mit dem Skalpell und dem Ultraschall-Feinmeißel ist es zur Zeit möglich, die verschiedenen Krustenstärken und -härten abzutragen und die dünne, grüne Schicht weitgehend zu erhalten.
Die Figuren weisen nach der Freilegung sehr unterschiedliche Zustände auf. Dabei spielen ihr jeweiliger Standort an der Fassade und die Legierungsbestandteile der Bronze eine entscheidende Rolle. Es ist nicht zu verhindern, dass bei der Abnahme der Schmutzkrusten in einigen Partien die grüne Patina verloren geht. Hier kommt die rot-braune Oxidschicht zum Vorschein. Die grüne Patina muss sich wieder im Laufe der nächsten Jahre bilden.
Die subtilen Freilegungsarbeiten erfordern einen Arbeitszeitraum von 3 Jahren bei einer Bearbeitung durch 8 bis 10 Restauratoren. Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf 1,68 Mio. DM.
Als Konservierung ist ein Wachsüberzug vorgesehen. Jährlich ist eine Reinigung mit Wasser und Wurzelbürste geplant.
Ohne die Hilfe der Sponsoren sowie die in dieser Größenordnung einmaligen Aktion des Hamburger Abendblattes hätte diese Restaurierung und Konservierung nicht stattfinden können.
Artikel herausgegeben von Betina Roß und der Kulturbehörde Hamburg / Denkmalschutz,
Imstedt 20, 22056 Hamburg im Juni 1994.
Redaktion: Michael Doose, Volker Konerding, Betina Roß.
Abbildungen: © Betina Roß.